Festreden-mal-anders.com

 

Reden zur grünen Hochzeit

Freundin / Trauzeugin


Eine Tischrede wird traditionell vom Brautvater gehalten. Doch auch die Mutter
der Braut oder die Mutter des Bräutigams sind heute » Manns « genug, sich für
eine Rede zu erheben. In der Regel werden die Reden während des Hochzeitsessens
dargebracht. Aber kein Gast mag auf nüchternen Magen eine Rede hören!
Deshalb beginnt die Redezeit immer, wenn ein Gang abserviert ist, und vor der
nächsten Rede wird wieder gegessen. Wenn nur eine Rede gehalten wird, hört
man sie vor dem Dessert. Gewöhnlich ist der Brautvater der erste Redner, dann
folgen der Vater des Bräutigams und andere Redner und zum Schluss der Bräutigam
oder die Braut mit einem Dankeswort.


THEMA Chat ist keine Sünde
TON locker, persönlich
REDNER Freundin der Braut

Liebe Ann – Kathrin, lieber Lukas, liebe Hochzeitsgäste,

es waren einmal zwei Frauen, die zusammenwohnten und sich gemeinsam
einem Computer kauften. Mit diesem machten sie sich in die weite, weite
Welt des Internet. Dabei entdeckte eine der beiden auch das Chatten, womit
letztlich ein romantisches Märchen der Neuzeit begann.

Machte Ann – Kathrin während der Prüfungsvorbereitung eine Pause oder war
sie all der Paukerei überdrüssig geworden und wollte dennoch nicht aus dem
Haus, loggte sie sich bei Lykos im Chat ein. Sie hatte per Chat schon einige nette
Leute kennen gelernt, als eines Tages »hugo76« online war und die beiden sich
ganz locker über dies und das zu schreiben begannen. Nach einiger Zeiterzähl-
ten »hugo76« und »mopso1«, wie Ann – Kathrin sich nannte, einander ihre
Lebensgeschichten, Humoriges, Urlaubs – und sonstige Pläne,, was ich an unserem
Küchentisch dann auch alles erfuhr. Und ich war einfach platt! Platt darüber,
was Menschen sich alles erzählen können, ohne sich jemals gesehen zu haben
oder gar zu kennen! Meine Welt war das ja nicht, und dennoch fand ich das alles
superspannend! Und die Dinge nahmen in dieser virtuellen Welt ihren Lauf.

Da »hugo76« auch aus Berlin war beschlossen die beiden, sich zu treffen. Und
Ann – Kathrin war aufgeregt wie ein Teenager vor seiner ersten Verabredung.
Doch an dem Tag fiel der erste Schnee, und zwar gleich so viel, dass in
Berlin, wie das jedes Jahr so ist, ein Verkehrschaos alles lahm legte. Auch das Date.

Doch »aufgeschoben ist nicht aufgehoben«, wie unsere schwäbischen Lands-
leute sagen, und so nahmen die beiden einen zweiten Anlauf. Diesen, ich habe
mich halb totgelacht, verpatzte dann die übernervöse Ann – Kathrin mit einem
Doppelfehler: Falscher Ort und falsche Zeit. Es war wie im Märchen, wie bei
den beiden Königskindern - »hugo76« und »mopso1« wohl nicht zueinander
finden. Und Ann – Kathrin war dermaßen unglücklich und so wütend über sich
selbst, dass sie fast den dritten Anlauf nicht mehr gewagt hätte.

Letztlich hast sie es ein drittes Mal gewagt, und dieser Versuch Klappte – in
jeder Hinsicht. Ab da telefonierten und sahen die beiden sich regelmäßig und
unternahmen als »gute Freunde« viel miteinander. »hugo76« kann auch zur
mündlichen Abschlussprüfung an die Uni, feierte mit uns »mopso1« Examen,
kam zum Weinchen ab und an abends in unsere Wohnung geschneit, und
irgendwann ist er dann auch geblieben. Ich wünsche euch, liebe Ann – Kathrin
und lieber Lukas, alles Liebe und Gute!

Diesen Text als "pdf" downloaden    hier


TIPP  Die persönliche Anrede am Schluss bindet das Brautpaar nochmals ganz in die Rede zu ihren Ehren ein. Halten Sie dabei Blickkontakt mit den beiden, das erhöht Ihre Präsenz, und Sie ziehen die beiden sozusagen in Ihren »Bann«.


THEMA Aushilfsweise
TON locker, unterhaltend
REDNER Freundin der Braut

Liebe Tatjana, lieber Sven, liebe Bekannte und liebe Unbekannte,

nach all den anderen Reden werde ich nun nicht die ganze Lebensgeschichte von
Tatjana seit unserer Sandkastenfreundschaft bis zu ihrem Hochzeitstag erzählen,
sondern mich kurz fassen, denn im Grunde ist es auch keine lange, aber eine
richtig schöne Geschichte.

Anfang des Jahres 2003 hatte Tatjana keine gute Zeit: Sie hatte vor Weihnachten
eine Trennung hinter sich gebracht, da diese Bezierung sich seit Langem nur
noch dahinschleppte, lag weihnachten und Neujahr mit einer heftigen Grippe
im Bett, von der sie sich nur langsam erholte, und verlor Ende März auch
noch ihren Job als Arzthelferin. Da hatte sie nun erst mal genug und wollte nichts
anderes als ihre Ruhe; Ruhe und einen richtig ruhigen Job. So nahm sie einen
Aushilfsjob an einer Tankstelle an, damit sie nachdenken und sich neu sortieren
konnte.

Sortiert wurde sie, und zwar rascher, als sie dachte, denn bereits an zweiten
Arbeitstag kam morgens Sven herein, wobei er nur eine Butterbrezel wollte. Doch
seine ganze Art, sein Lachen, seine Ausstrahlung – all das erreichte Tatjana sofort
in ihrem seelischen Tief. und das Schicksal es wollte, kam er jeden Morgen
und holte sein Frühstück, da er gegenüber in einer Werbeagentur arbeitete. und
diese machte einige Wochen später ein Hoffest mit allen Kollegen, den Kunden
und Freunden der Agentur, ein Fest, zu dem Sven Tatjana einlud. Sie ließ sich die
Chance, diesen Mann besser kennen zu lernen, natürlich nicht entgehen. Dem
fröhlichen Abend folgten weitere. Sven und Tatjana gingen gemeinsam mal was
trinken oder ins Kino. Tatjana war gern mit Sven zusammen. Er wohl auch mit
ihr. Mehr war nicht.

Dann fuhr Sven zwei Wochen mit Freunden in den Urlaub. Danach wollten sie
sich dann wieder mal treffen. Doch mit der Distanz wuchs die Sehnsucht, und die
beiden »simsten« oder telefonierten jeden Tag miteinander. Wie sagte Tatjana:
»Die Handyrechnung war so hoch, da hätte ich fast mitfliegen können!« Sie
konnte es auch kaum erwarten, ihn wiederzusehen.

Und es gab ein wunderschönes Wiedersehen mit allem, was so dazugehört, vom
Herzklopfen bis zum ersten Kuss, und eine wunderbare Beziehung. Auf diese
wollen wir heute nun anstoßen.

Diesen Text als "pdf" downloaden    hier


THEMA Mission impossible
TON locker, erzählend
REDNER Freundin der Braut

Liebe Nikola, lieber Björn, liebe Hochzeitsgesellschaft,

meine liebste Freundin Nikola hatte da war sie sich sicher, mit den Männern
abgeschlossen und ihr Leben als Single ganz bewusst eingerichtet. Freunde aus
unterschiedlichen Bereichen, von der Arbeit, vom Sport, von früher aus den
WG – und sonstigen Zeiten, füllten ihr Leben aus. Sie hatte viele Interessen, vom
Joggen in der Frauengruppe über den Lektürekreis bis zu Konzert – und Theater-
besuchen, und sie genoss gemütliche Geselligkeit in jeder Form. Sie kümmerte
sich rührend um David, meinen Sohn, den wir sozusagen als alleinerziehende
Mutter gemeinsam großzogen. Daher, aber nicht allein deshalb ist es sehr schön,
dass wir Tür an Tür wohnen. Jahrelang ging das so seinen geregelten Single-
Gang. Und dann kam Björn. Nicht, dass wir Björn nicht schon gekannt hätten.
Er war ein alter Kollege von früher, mit dem wir bereits fröhliche Feten gefeiert
hatten. Und dennoch - es war genau wie dem Lied »1000 und eine nacht«,
in dem es heißt: »Tausendmal berührt, tausendmal is nix passiert.«

Und genauso war es plötzlich um Björn geschehen, Jahrelang waren Nikola und
er Kollegen auf der gleichen Station, und plötzlich verliebt er sich über Nacht
bis über beide Ohren in sie. Und als Nikola, die Schreckhafte, das bemerke, hielt
sie ihn auf doppelte Armeslänge von sich fern, obgleich... Na ja. Ganz so eindeu-
tig war es dann doch wieder nicht. Denn sie liebte es, Zeit mit Björn zu verbrin-
gen; am Wochenende an einen See zum zu fahren, im Autokino Popcorn zu
futtern, nächtelang mit ihm durchzuplaudern. und sie vermisste ihr, wenn er
nicht da war. gesagt hat sie das nicht, aber gemerkt habe ich das schon. Wozu
wohnt man denn Tür an Tür!

Dann wurde Björn in seinem Werben konkreter wurde auch Nikola
- im Distanzhalten. Eine zart aufkeimende, viel versprechende Bezierung war
unversehens an einen frostigen Nullpunkt gekommen. als Björn bemerkte, dass
er sich auf einer »mission impossible« befand, ging er verständlicherweise auch
auf Distanz. Darunter litt natürlich die Freundschaft, denn so leicht lässt sich das
eine vom anderen doch nicht trennen. und Nikola litt. Etwa nur unter der abge-
kühlten Freundschaft?

Wie geht es in dem Lied so treffend weiter: »Oh, wie viele Nächte wusst’ ich nicht,
was gefehlt hat. War nie drauf gekommen, denn das warst ja du.« Da Nikola aus
lauter Angst vor einer Beziehung nicht drauf kam, was ihr denn fehlte, fasste ich
mir ein Herz und nahm mir meine liebste Freundin zur Brust. Nach einer durch-
redeten Nacht traute sich Nikola, zu ihren Gefühlen zu stehen, und machte sich
mit flatternden Schmetterlingen im Bauch auf zu Björn. Ob er eine Beziehung
zu ihr noch wollte? Oder ob es nun schon zu spät war?

Doch die Kraft der Liebe hat auf einen Streich ein - »Happyend« geschaffen.
»Don't worry, be happy« - das möge das Motto eurer Ehe sein!

Diesen Text als "pdf" downloaden    hier


THEMA Internet - nein danke!
TON humorvoll, unterhaltend
REDNER Freundin der Braut

Liebe Luca, lieber Martin, liebe Bekannte und Unbekannte!

Luca und Martin, ein Paar wider Willen. Zumindest, was Luca betrifft. Luca
konnte ich nämlich nur mit einem steten Wechsel aus geballter Wortgewalt und
sanftem zureden dazu bringen, sich mit einer Internet Kontaktagentur zu be-
schäftigen. Partnersuche im Internet aber doch nicht für eine Psychologin wie
Luca!!! Die geht ihre Dinge doch ganz anders an. Und dennoch: Während einer
langweiligen Schicht hat sie dann nur so aus Neugier mal auf die Webpage ge-
guckt und aus rein beruflichem Interesse Versteht sich! den Test gemacht und
ist dann einfach so mir nichts dir reingerutscht, keiner weiß, wie es so
kam, und schon gar nicht meine liebe Freundin, denn eine Psychologin kann sich
auf solch einem Weg doch nicht verlieben. Und das hatte sie auch nicht im Sinn,
das glaube ich ihr wirklich.

Nun denn, es kam, wie es bei Luca einfach kommen musste: Halbe Sachen sind
ihre Sache nicht, und so ließ die berufliche Neugier unsere tatkräftige Luca aktiv
werden, und sie antwortete selbst auf einige Kontaktgesuche aus der Region.
Darunter war auch ein Mann, der recht geistreich und witzig zurückschrieb.
Und geistreicher Witz darauf springt Luca an! Einige flotte Mails später stellte
sich heraus, dass der Mann gar nicht aus der Region mittlerer Neckarraum war
sondern derzeit in Australien lebte. Aber eigentlich stammte er wie Lucas bester
Studienfreund Oskar aus Nürnberg, und er war mit Oskar zur Schule gegangen!
Na, Nummer raussuchen und anrufen war doch eins. Und Oskar konnte Martin
nur wärmstens empfehlen. Doch war das noch nötig? Hatte es Luca nicht schon
längst erwischt? Obgleich Frau Psychologin so was doch nicht passiert! Ihr nicht!!
Sie kann sich doch nur von Angesicht in einen Kerl verlieben!

Händeringend, oder soll ich eher sagen: gefühleringend wandte sie sich an ihre
engsten Freunde. »Wo bleibt denn da meine Professionalität? Ich mache mich in
meinem Beruf doch völlig unglaubwürdig! Verlieben aufgrund von Mails! Ein-
fach unsinnig und vor allem unlogisch!« Doch seit wann haben Gefühle was mit
Logik zu tun? Daraufhin spaltete sich die Freundesschar in zwei Lager: Die einen
rieten zu mehr Mut, die anderen zu mehr Vernunft, Luca blieb nichts anderes,
als ihren eigenen Weg zu gehen. Und der führte direkt zum Telefon. Danach stie-
gen die Telekomaktien, doch bevor der Dax dann auch noch zu steigen begann,
kam Martin nach Deutschland zurück . Seine Zeit Gastdozent in Sydney war
abgelaufen. Und der Stuttgarter Flughafen erzitterte vor bangem Herzklopfen.
Er kam, sie sahen sich, und die Gefühle siegten! Fast wie ein modernes Märchen.
Und wenn sich nicht gemailt hätten, dann suchten sie sich noch heute.

Ich freue mich über euer Glück! Alles Liebe für euch zwei beide!

Diesen Text als "pdf" downloaden    hier


THEMA Ein Bierchen in Ehren
TON locker, erzählend
REDNER Freundin der Braut

Liebe Renate, lieber Stefan, liebe Gäste!

Es war ein Tag wie ein Albtraum, alles ging schief, und Stefan kam völlig zer-
schlagen nach Hause. und es regnete in Strömen. Man hätte keinen Hund mehr
vor die Türgejagt. Kurzum: Es war ein Abend, um eigentlich zu Hause zu bleiben.
Doch Stefan wollte noch mal los, um nicht jetzt mit seinen Gedanken alleine zu
sein. Und Renate wollte auch nichts weiter, als bei einem Bier etwas entspannen,
nicht ahnend, welche Folgen solch ein Bierchen haben könnte.

Bei »Udos«, seiner Stammkneipe, war es Stefan an diesem Abend zu laut und zu
voll. Da zog er eine Häuserecke weiter ins »Pub«, wie die zur Kneipe umgebaute
Tankstelle nun heißt. Bei mäßig lauter Musik fand er noch einen Platz an der
Bar. Renate hingegen wollte schon wieder gehen, als der Platz neben Stefan frei
wurde. Irgendwie gefiel ihr der Typ, und sie sprach ihn an, was sonst, das könnt
ihr mir glauben, keineswegs ihre Art ist. und Stefan, der, was Fremde betrifft,
das habe ich mir sagen lassen, eher abweisend ist, kam mit ihr ins Gespräch.

Aus dem einen Bierchen wurde ein zweites, und gar zweistimmiges Gelächter
wurde vernommen – so die befragten Zeitzeugen. Und die beiden versackten,
bis Karl – Heinz, der Wirt, der Sache für diesen Abend ein Ende machte und sie
freundlich, aber bestimmt vor die Tür setzte. Dass sie die Letzten waren, hatten
sie überhaupt nicht mitbekommen. Kurzerhand tauschten sie Telefonnummern,
damit man sich auch mal wieder treffen könnte.

Das nächste Wiedersehen ließ nicht lange aus sich warten, und seit einiger
zeit machen sich die beiden nach einem Bierchen auf den gemeinsamen Heim-
weg. Und gemeinsame Wege wollen die beiden auch in Zukunft gehen. Dafür
wünschen wir euch beiden von ganzem Herzen viel Glück und viel Freunde!

Diesen Text als "pdf" downloaden    hier



zurück zum Seitenanfang    eine Seite zurück gehen    diese Seite jetzt drucken    eine Seite vor gehen